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Thorsten

Mein Blog


Wozu hat man denn eine eigene Webseite und tönt rum von wegen Lust am Schreiben, wenn man dann nicht die Gelegenheit nutzt, die Welt an seiner Gedankenwelt teilhaben zu lassen?

In diesem Sinne: viel Spaß an dem einen und anderen, an diesem und jenem.





 Zuschlagspflichtige Brutto-Endbeträge

Erinnern Sie sich noch an die “Besteckgebühr”? Italien-Urlauber vergessen schnell, dass dieses Neppinstrument auch durchaus schon in Deutschland gesichtet worden war. In den Speisekarten waren lange Zeit lediglich die Preise für die Gerichte und die Getränke angegeben. Wer diese Mahlzeiten dann mittels eines Bestecks einnehmen wollte, musste für die Bereitstellung desselben extra bezahlen.
In heutigen Zeiten der transparenten Preise wäre so etwas natürlich genauso verwegen wie eine gesonderte Benzingebühr im Taxi. Ein Dienstleister muss seine Preise eben vorher genau kalkulieren und sollte seine eigenen Unkosten dabei nach Möglichkeit berücksichtigen. Das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft: Produktionskosten (Lohn, Material, Energie etc.) + benötigter/erhoffter Gewinn (ist abhängig von der eigenen Gier und der Nachfrage, kann dann aber für Lebensmittel, Unterkunft, Luxusgüter oder auch absurde Anlageobjekte genutzt werden) + Steuern = Preis.
Auch die Konzertkassen haben sich an einer Preiskalkulation versucht. Sie haben nämlich mit den Veranstaltern eine feste Vorverkaufsgebühr ausgehandelt und müssen diese deshalb nicht mehr umständlich individuell auf jedes Ticket draufschlagen. Entsprechend prangen sogenannte „Endpreise inklusive aller Gebühren“ auf den Karten, verbunden mit der Aufforderung “Zahlen Sie nur den angegebenen Preis!” bzw. “Don’t pay more!”.
Aber irgendwie müssen sich die Konzertkassen bei der Preiskalkulation verrechnet haben, denn wenn ich tatsächlich nur den angebenen Preis zahle, bekomme ich noch lange nicht das Ticket. Der Grund: die Systemgebühr. Damit meinen die Kassenbetreiber die Anlage, mit der sie – ähnlich einer Bestellung per Internet – die Karte buchen und ausdrucken. Tja, das stimmt natürlich, Ausdrucken ist ja nicht selbstverständlich. So werden aus vermeintlichen Endbeträgen noch einmal Brutto-Endbeträge. Plus Zuschlag. Und Gebühren. Plus Steuern.
Ich werde auf meine Rechnungen demnächst auch einfach mal “zuzüglich 1 Apfel und 1 Flasche Mineralwasser während der Texterstellung” draufschreiben. Und wenn es hart auf hart kommt, Spaghetti im Restaurant eben ohne Besteck essen.

 Durch dünn und dünn

Heute abend wieder bei MTV: Paris Hilton sucht weiter nach einer besten Freundin. Mit allerlei Spielchen testet die Hotelerbin die Anwärterinnen. Wer versagt, muss nach Hause gehen. Wer durchkommt, wird Paris Hiltons Freundin. Sozusagen eine lose-lose-situation.

 Kein Stück Lebenskraft

Man müsste mal untersuchen, inwieweit Pharmaunternehmen an Fleischproduzenten beteiligt sind und umgekehrt. Könnte doch so laufen: Die Lebensmittelindustrie macht erst mit billig produziertem Fleisch riesige Gewinne. Nebeneffekt: Würmer im Fisch, Salmonellen im Geflügel, Rinderwahn, Schweinepest, Schweinegrippe. Oder gleich Gammelfleisch. Zeit für die Pharmaindustrie, dem ganzen Spuk mit voll knorke Medikamenten entgegenzutreten. Und die Fleischproduzenten kassieren über ihre Pharma-Anteile gleich nochmal.
Wenn nur diese doofen Vegetarier nicht wären. Von Gammel-Soja und Ekel-Mais ist bislang noch herzlich wenig zu sehen.
Aber vielleicht geht ja mit den Gen-Produkten was …

 Ruf! mich! an!

Die Frage, die hinter allen Debatten und Diskussionen rund um die Staatsfinanzen steht, ist doch immer dieselbe: wer zahlt was? Geben die Arbeitgeber einen höheren Anteil ihres Unternehmengewinns ab oder zahlen doch lieber die Arbeitnehmer einen größeren Betrag von ihrem Einkommen? Kriegen die Rentner mehr Geld oder tragen sie durch eine weitere Nullrunde zur Entlastung der Einkommensbezieher bei? Wird der Hartz-IV-Betrag erhöht oder kann hier noch gespart werden? Und wieviel von diesem Geld fließt in Form von Mehrwertsteuer wieder an die Unternehmen zurück?
In einem gerechten Sozialstaat sollten die Lasten möglichst gleich verteilt sein. Leistungsträger sollten einen kräftigen Beitrag zu einem funktionierenden Staatswesen leisten, während die Leistungsbezieher nicht mehr Geld abschöpfen als nötig und sehen, wie sie ihrerseits etwas zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen können.
In diesem Sinne ist es nur konsequent, dass der Bundestag heute den Antrag der Fraktion Die Linke abgelehnt hat, die kostenpflichtige Telefonnummer der Arbeitsagentur für hilfesuchende Klienten (rund 4 Cent/Minute) abzuschaffen und durch eine kostenfreie zu ersetzen. Irgendwo müssen die 480 Milliarden Euro für das Konjunkturpaket ja schließlich herkommen.

 Phantomschmerzen

Das “Phantom von Heilbronn” ist womöglich gar keins. Ja, aber … dann ist es doch erst recht eins.

 Das böse P-Wort

Stadionhymnen beim Fußball waren bisher lediglich eine akustische und geschmackliche Zumutung. Doch manchmal können sie auch fremdenfeindlich sein. Wie sich ausgerechnet beim HSV herausstellt, dem Verein aus Hamburg, der Stadt des Hafens und der Reeperbahn, traditionell doch eher der Welt zugewandt.
Hier intoniert Lokalgröße Lotto King Karl vor jedem Heimspiel seine musikalische Liebeserklärung “Hamburg, meine Perle” mit harmlosen Kinderreimen wie “Wenn du aus Rostock kommst, bleibst am besten gleich zu Haus / wenn Du aus München kommst, zieh wir Dir die Lederhosen aus.” Außerdem dabei: ein wenig Erdkunde-Unterricht. Die geografische Lage des Ligakonkurrenten FC Energie führte zu der Zeile: “Wenn Du aus Cottbus kommst, kommst Du eigentlich aus Polen”.
Es lässt sich nicht mehr schlüssig ermitteln, wer sich davon jetzt mehr beleidigt fühlte, die Polen oder die Cottbusser. In jedem Fall wurde die Zeile kurzerhand zensiert und durch ein ungelenkes “Wenn Du aus Gladbach kommst, sind wir die Hengste, Ihr die Fohlen” ersetzt. Da die Fans aber weiterhin die Originalzeile gröhlten, ließ sich diese Lösung nicht aufrechterhalten. Man kehrte kleinlaut zur Cottbus-Version zurück, wobei Lotto King Karl selbst bei seinem Auftritt im Stadion die Zeile einfach weg- und die Fans allein singen ließ.
Dumm nur, wenn man den Text zum Mitsingen dann irgendwann auf der Anzeigentafel mitlaufen lassen will. Was tun mit dieser verflixten Zeile? Der HSV kam auf eine besonders elegante Lösung: Heimspiel für Heimspiel steht da jetzt groß und breit zu lesen: “Wenn Du aus Cottbus kommst, kommst Du eigentlich aus …”. Einfach Punkt Punkt Punkt. Wäre ja noch schöner, das böse P-Wort auch noch öffentlich in Deutschland auf Anzeigentafeln zu schreiben. 65 Jahre nach Kriegsende, nach Jahren EU- und NATO-Partnerschaft ist man vielleicht reif für ein gemeinsames Vertriebenenzentrum, aber man muss sich deshalb doch noch lange nicht öffentlich beim Namen nennen.
Was wäre eigentlich gewesen, wenn Flensburg in der Bundesliga wäre? Hätte die Zeile “Wenn Du aus Flensburg kommst, kommst Du eigentlich aus Dänemark” dieselbe Verkrampfung ausgelöst?
Oder mögen wir die Dänen einfach nur lieber?

 Obama Episode I.

Barack Obama ist Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und regt bei seiner Amtseinführung vor dem Fernseher zum Nachdenken an:
- Barack Obama ist der erste schwarze Präsident. Dann fehlen ja nur noch der erste Atheist, der erste bekennende Schwule und der erste Indianer im Weißen Haus, und schon wären die USA ein aufgeklärtes Land.
- In seiner Antrittsrede sagte Obama, Amerika sei der “Freund jeder Nation, jedes Mannes und jeder Frau und jedes Kindes, wenn sie ein Leben in Frieden und Würde leben wollen”. Gilt das auch für die US-Zöllner bei der Einreise?
- Putzige Panne beim ZDF: Als Obama in seiner Antrittsrede seinem Vorgänger Bush für dessen Arbeit dankte, übersetzte der Dolmetscher in den Applaus hinein: “Das ist mir nicht laut genug.” Nanu. Erwartete Obama standing ovations? Wollte er wie ein Rockstar die Stimmung anheizen (“Seid Ihr alle gut drauf? … Ich kann Euch nicht hören!”)? Oder war es doch nur die Bitte des Dolmetschers an die Regie, ihm den Ton lauter zu drehen?
- Nach der Vereidigung (Reden, Toast, Glückwünsche), dem Essen im Kapitol (Reden, Toast, Glückwünsche) muss Obama am Abend noch bei mindestens zehn Bällen zu Ehren seiner Amtseinführung (Reden, Toast, Glückwünsche) vorbeischauen. Wer hat eigentlich gesagt, seine Arbeit beginne erst morgen?
- Gottlob findet die Vereidigung des deutschen Regierungschefs im Bundestag und nicht öffentlich vor Publikum statt. Wie sollte man denn vor dem Reichstag zwei Millionen Menschen unterkriegen?

 Glamourqueen EU

Ein Konferenzsaal des Europäischen Parlaments in Brüssel trägt den Namen “ASP 5G3″. Dieser malerische Titel hat aus Verwaltungssicht gewiss gute Gründe. Wieso nur habe ich trotzdem den Eindruck, das hätte man irgendwie volksnäher hinkriegen können?

 Kindgerechtes Eincremen

Neulich geriet ich beim Zappen in eine Verkaufsshow von Verona Pooth, Ex-Feldbusch, auf einem Home-Shopping-Kanal. Frau Pooth wollte ein besonders innovatives Produkt veräußern: eine Art Salbe, die, auf die Haut geschmiert, diese pflegen und jung erhalten soll. Zu Demonstrationszwecken trug Frau Pooth die Creme auf ihren Unterarm auf. Sie hätte sie auch gern auf ihr Dekolleté aufgetragen, wofür die Creme wohl auch gedacht sei, aber, so beschied sie ihren Co-Moderator: “Das dürfen wir erst ab der 18-Uhr-Show”. Der Co-Moderator nickte eifrig.
Ich war irritiert. Im deutschen Fernsehen ist es untersagt, vor 18 Uhr Creme auf ein Dekolleté aufzutragen? Was es nicht alles gibt. Und dabei sind doch sonst eher die USA mit ihrem angelsächsischen Rechtssystem für verrückte Regelungen bekannt. So ist es in Hartford, Connecticut, angeblich verboten, im Handstand die Straße zu überqueren, und in Iowa darf man sich nicht länger als fünf Minuten küssen. Aber Dekolleté-Beschmier-Verbot vor 18 Uhr? Da wäre sogar ein Amerikaner verblüfft. Zumal Frau Pooth offenbar nicht vorhatte, dafür ihr Oberteil auszuziehen.
So bemerke ich in diesem meinem Land eine ulkige rechtliche Schieflage. Autos dürfen mit Scheinwerfern die Umgebung bestrahlen, die jedem Entgegenfahrenden sekundenlang Sicht und Sinne rauben. Auf Neun Live dürfen Moderations-Simulanten ungestraft von geöffneten Leitungen und suchenden Hot Buttons faseln, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Hauptsache, Frau Pooth schmiert sich nicht vor 18 Uhr ihr Dekolleté ein.

 Könner ihres Faches

Was soll es einem sagen, wenn man lieber mit dem Fahrrad zum Hauptbahnhof führt, weil das spezielle Monatsticket für die U-Bahn nur bis 16 Uhr gültig ist und man befürchtet, in die unerlaubte Zeitzone zu rutschen, wenn man um 15 Uhr ein Bahnticket kaufen will? Wenn man eine runde halbe Stunde ansteht, um anschließend der Schalterbeamtin dabei zuzusehen, wie sie sich durch den Tarifdschungel der Bahn wählt, weshalb man ja auch zu ihr gekommen ist, anstatt es im Internet selbst zu versuchen? Wenn die Bahnbediensteten, als die Warteschlange zu lang wird, nicht etwa weitere Schalter öffnen, sondern stattdessen lieber kurzerhand den Eingang in das Reisezentrum schließen? Wenn man sehnsüchtig nach oben blickt und denkt: Herr, lass’ Autos vom Himmel regnen?
Jemand möge mal bitte auf der Payroll der deutschen Autokonzerne nachsehen. Ich bin mittlerweile überzeugt, Mehdorn und seine Schar von Dienstleistungs-Autisten sind in Wahrheit bezahlte Autolobbyisten. Und sie machen einen verdammt guten Job!