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Thorsten

Mein Blog


Wozu hat man denn eine eigene Webseite und tönt rum von wegen Lust am Schreiben, wenn man dann nicht die Gelegenheit nutzt, die Welt an seiner Gedankenwelt teilhaben zu lassen?

In diesem Sinne: viel Spaß an dem einen und anderen, an diesem und jenem.





 Kleines Einmaleins der Marktwirtschaft

Der Unterschied zwischen Gesundheitswesen und freier Marktwirtschaft? Ganz einfach: als ich heute die Apotheke betrat, waren insgesamt fünf (ich wiederhole: fünf!) Mitarbeiterinnen im Verkaufsraum anwesend (vielleicht gibt es in der Grippesaison polnische Leiharbeiter). Der Nachteil: Jahr für Jahr steigt das Defizit im Gesundheitswesen.
Direkt danach in den Supermarkt. An der einzigen geöffneten Kasse musste ich fünf Minuten anstehen. Der Vorteil: die Salatgurke kostete 19 (in Worten: neunzehn!) Cent. Bei dem Preis wunderte ich mich, dass überhaupt noch eine Kassiererin anwesend war.

 Platzhirsche

Man sollte am besten das Bundesgesetzblatt abonnieren. Nicht nur um bei den ganzen neuen Gesetzen der frisch gewählten Bundesregierung auf dem Laufenden zu sein. Nein, auch um die kleinen Veränderungen mitzubekommen, die den Alltag entscheidend prägen können. Ich z. B. blinke immer noch, wenn ich mit dem Auto abbiegen will. Dass diese Vorschrift offenbar abgeschafft wurde, habe ich gar nicht mitbekommen.

Aber am putzigsten sind ohnehin immer noch die ungeschriebenen Gesetze. Die Regeln, die in keinem Gesetzesblatt stehen. Zum Beispiel die Sitte, dass man im Supermarkt seine Waren auf das Laufband an der Kasse legt, sobald es in Reichweite kommt. Völlig unerheblich, wie viele Kunden noch zeitraubend vor einem in der Schlange stehen. Unwichtig, ob das Laufband bereits bis zum Ende vollgepackt ist. In Zeiten der Globalisierung ist es vaterländische Pflicht, keine Zeit zu verlieren und seine Waren un-ver-züg-lich auf dem Band zu platzieren. Lästige Einkäufe des Vordermanns werden zur Not eben nach vorn geschoben. Oder am besten gleich der ganze Vordermann. Zum Ausgleich kann man sich dafür ja nach Durchlauf der Waren durch die Kasse Zeit lassen und erst einmal in aller Seelenruhe das Portemonnaie rauskramen. Die Wartenden können in dieser Zeit ja schon einmal ihre Einkäufe auf’s Band legen.

 Puppentheater

Man stelle sich mal vor, Asterix käme als Gast in eine Talkshow. Was würde man ihn fragen? Warum er so gern Römer verprügelt und Wildschwein isst? Oder doch lieber, wie es sich so lebt als König der europäischen Comickultur und wie er selbst die letzten Bände fand? Nun, das hängt davon ab, ob der Moderator begriffen hat, dass er mit einer Kunstfigur redet. Seit Hape Kerkeling in der Figur des Horst Schlämmer einen fiktiven Wahlkampf führt und Dauergast in den deutschen Talkshows ist, weiß man nicht immer, ob der Unterschied jedem so klar ist. Ob Jauch oder Lanz – sie alle behandeln Horst Schlämmer so, als wenn es ihn wirklich gäbe. Ich warte nur noch darauf, dass Horst Schlämmer in der Runde bei Anne Will sitzt. Und nun auch noch Katrin Bauerfeind. Der aktuelle Liebling des deutschen Feuilletons interviewte gerade Christian Ulmen, oder besser: seine Figur des zurückgebliebenen Uwe Wöllner. Und das ohne Spur von Ironie, souverän befragte sie ihn nach seiner Meinung zur politischen Lage und ließ sich von ihm Styling-Tipps geben.

Was hält eigentlich Donald Duck von Barack Obama? Mal fragen. Demnächst wahrscheinlich bei Maybrit Illner.

 Wie war das doch gleich?

Wo in immer schnellerer Folge immer mehr Informationen auf den modernen Menschen einprasseln, muss er sich entscheiden. Entweder er selektiert und nimmt einen Teil dieser Informationen einfach nicht wahr. Eine Taktik, die besonders von heutigen Schülern angewandt wird, die sich ständig per SMS im Unterricht auf dem Laufenden halten, wer wann und mit wem, die nötige Energie dafür aber zeitgleich bei der unbeachteten Informationsquelle “Lehrer” wieder einsparen. Möglichkeit zwei: so viele Informationen wie möglich aufnehmen, dafür bei jeder einzelnen Quelle entsprechend Aufmerksamkeit einsparen. Das führt dann dazu, dass nur noch Bruchstücke ins Hirn gelangen und dort auch deutlich kürzer verweilen. Jeder Zapper kann von dieser Schmalspur-Gedächtnis-Leistung ein Lied singen, nachdem er in der Werbepause eines Krimis weitergeschaltet hat, um dann woanders hängenzubleiben und den Krimi zu vergessen. Der Name des Mörders wird für ihn ewig ein Geheimnis bleiben.

Da ist es kein Wunder, wenn jetzt auch die Politik nachzieht. Im Bundestag wurde jetzt probehalber eine Leinwand installiert, die ständig die wichtigsten Infos in Kurzform bereithält. Wer ist das, der da vorne spricht? Wer kommt als Nächstes? Und worum geht es überhaupt? Damit auch der moderne Parlamentarier mal wegdösen oder in andere Räume “zappen” kann, ohne bei seiner Rückkehr lange herumeiern zu müssen. Schließlich ist es schon vorgekommen, dass unaufmerksame Abgeordnete dem falschen Redner applaudierten oder bei der Abstimmung zum falschen Zeitpunkt die Hand hoben.

Sollen dem modernen Menschen im Informationsdschungel nicht allzu viele wichtige Informationen verlorengehen, müssen sie viel eindringlicher wiederholt werden. An jeder U-Bahn-Station sollte nicht nur der Name der Station angebracht sein, sondern auch die Stadt, in der man sich gerade befindet. Jedes Auto sollte deutlich mit dem Wort “Auto” gekennzeichnet sein. Beim Geschlechtsakt sollten beide Partner dazu verpflichtet werden, jede Minute klar und vernehmbar ihren Namen zu nennen. Wer dabei Schwierigkeiten hat, sollte sich ein Beispiel an mir nehmen: ich habe mir meinen Namen auf die Innenfläche meiner Hand tätowieren lassen.

 Agenda 2020

Nur mal eine kurze Frage: sind nach der kommenden eigentlich bis zum Jahr 2020 keine weiteren Bundestagswahlen vorgesehen? Zumindest erwecken die großen Parteien derzeit den Eindruck, als ginge es in diesem Wahlkampf nicht um die anstehenden Entscheidungen für die nächsten vier Jahre, sondern wir sollen endlich mal gaaanz langfristig denken. Da kündigt die Union Steuersenkungen an, wenn die Kassenlage es hergibt. Also nach den Rückzahlungen für die Kurzarbeit, die Abwrackprämie, die Konjunkturprogramme I und II, die Investitionen in die Bildung, die Ausgaben für die bestellten Transportflugzeuge der Bundeswehr … also vor Jahresende ist mit Steuersenkungen wohl eher nicht zu rechnen.

Aber da will die SPD nicht lange zurückstehen. Sie hält sich auch nicht lange auf mit kurzfristigen Zielen und Programmen. Nichts weniger als Vollbeschäftigung soll es sein, so 2020 rum. Das wird natürlich nicht konkret versprochen (nach Wolfgang Clement wäre es ja ohnehin schon 2010 soweit), sondern als Ziel ausgegeben. So als Anreiz für die Zukunft. So wie man Kinder zu den Mathe-Hausaufgaben drängt mit Worten wie: “Sonst kannst Du später mal nicht Bundeskanzler werden”.
Ich hätte da noch einen Slogan-Vorschlag: “Wir sorgen für Weiße Weihnacht 2030!”.

Meine Stimme wäre garantiert!

 Verkaufsschlager

Mittlerweile befinden sich in den Top 10 der meistverkauften CD-Alben in Deutschland sechs Michael-Jackson-Platten. Irgendwie hat Cat Stevens sein Comeback völlig falsch angesetzt …

 Erstens kommt es anders

Auch zehn Tage nach seinem Tod ist Michael Jackson immer noch auf allen Kanälen. Sein Konterfei ziert die Titelseiten von Magazinen rund um den Planeten, seine Songs laufen auf MTV in Dauer-Heavy-Rotation, die Massen stürmen die Plattenläden und kaufen die Regale mit seinen Tonträgern leer.
Als Michael Jackson im Frühjahr sein Comeback für den Juli dieses Jahres ankündigte – wer hätte DAS erwartet?

 Haste mal ne Mark?

Arcandor räumt die Konten seiner Versandhaus-Tochter Quelle leer. Wahrscheinlich ist Arcandor auf der verzweifelten Suche nach Barmitteln der alte Slogan in den Sinn gekommen: “Erst mal sehen, was Quelle hat”.

 Boris gibt das Bar-Wort

Für geschätzte eine Million Euro hat ein Magazin die Fotorechte an Boris Beckers Hochzeit erworben. Na bitte, hat die Finanzkrise also doch ihr Gutes. Endlich wird wieder in wahre Werte investiert.

 Hier was falsch!

Putzige Wahlwerbung der Republikaner. Dass die Rechtspartei Wörter wie “muß” und “daß” weiterhin mit “ß” schreibt, mag man von Ewiggestrigen noch erwarten. Warum aber gerade eine Partei, die so stolz auf ihr Deutschtum ist, mit dem grammatikalisch ungelenken Slogan “Jetzt was ändern!” daherkommt, wo etwa ein “etwas” etwas eleganter ausgesehen hätte, bleibt wohl ihr Geheimnis.
Vielleicht wollte sie sich nur dem intellektuellen Horizont ihrer Wähler annähern.